Chronik

Steinmetz- und Bildhauergeschichte der Familie und Firma Wirtz-Sondermann

100 Jahre Steinmetz- und Bildhauergeschichte

1925

Am 14. Oktober gründete der Architekt Matthias Wirtz in Duisburg-Neudorf ein Architektur- und Zeichenbüro. Neben Entwürfen widmete er sich bereits der Gestaltung und dem Verkauf von Grabsteinen – der erste Meilenstein einer langen Handwerkstradition.

1927

Sein Bruder, Steinmetzmeister Eduard Wirtz, übernimmt das Unternehmen und verlegt es nach Duisburg-Wanheimerort. Mit dem neuen Namen „Grabmalkunst Eduard Wirtz“ und dem sich entwickelnden Waldfriedhof in unmittelbarer Nähe beginnt eine neue Ära. Trotz wirtschaftlicher Not und hoher Arbeitslosigkeit hält die junge Firma durch.

1930er Jahre

Mit der Heirat von Luise Sondermann beginnt eine neue Phase. Sie übernimmt die kaufmännische Leitung, sorgt für Modernisierung durch neue Maschinen und legt den Grundstein für eine professionelle Ausbildung. Lehrlinge wie Heinrich Figge und Franz Hommerssom prägen die Werkstatt über Jahrzehnte.

bis 1939

Neben der Grabmalkunst wächst der Einfluss im Bausektor: Altararbeiten für die Canisius-Kirche, Steinmetzarbeiten am Rathaus, Stadthaus und dem Duisburger Hof entstehen in dieser Zeit. Eduard Wirtz engagiert sich als Obermeister der Steinmetzinnung, initiiert Fusionen über Stadtgrenzen hinweg – zukunftsweisend schon 1935.

1939 – 1945

Werte in dunklen Zeiten

In der NS-Zeit zeigt Eduard Wirtz Haltung. Er widersetzt sich einer Anordnung zur Zerstörung jüdischer Grabmäler – mit Erfolg. Sein Ausspruch: „Ich vergreife mich nicht an Kulturgütern von Menschen.“ Der Krieg fordert Opfer: Werkstatt und Büro werden 1945 zerstört, Eduard selbst wird noch eingezogen und kehrt verwundet zurück.

1945 – 1948

Wiederaufbau mit Kreativität

Mit einfachsten Mitteln beginnt der Neuaufbau. Die Werkstatt entsteht aus Hanfsäcken, Wasserrohren und alten Wegplatten. Büro und Werkstatt verschmelzen, aber die Arbeit läuft wieder. Ein erster großer Auftrag: Pfeiler aus Granit für die zerstörte Hochfelder Rheinbrücke – Symbol für Hoffnung und Neuanfang in der Region.

1948

Ein neuer Standort

An der Düsseldorfer Straße wird ein neues, größeres Gelände bezogen – robust genug für schwere Maschinen und mit Raum zum Wachsen. Der Betrieb siedelt zum dritten Mal um, ein mutiger und langfristig richtiger Schritt.

1952

Eduard Wirtz stirbt mit nur 53 Jahren an den Spätfolgen des Kriegs. Sein Lebenswerk lebt weiter – getragen von seiner Familie, seinen Mitarbeitern und der festen Überzeugung, dass echtes Handwerk Zeit, Hingabe und Werte braucht.

ab 1952

Neubeginn in schweren Zeiten

Nach dem frühen Tod von Eduard Wirtz führt seine Frau Luise das Unternehmen weiter – mit starkem Rückhalt der Belegschaft. In einer Zeit des Wiederaufbaus wird auch im Betrieb stetig erweitert und investiert. Die Werte von Qualität und Respekt bleiben prägend.

1953

Der einzige Neffe der Familie, Karlheinz Sondermann, wird gefragt, ob er Steinmetz werden wolle. Er tritt noch im selben Jahr als Lehrling in die Firma ein und besteht die Gesellenprüfung ein Jahr später mit der Note "sehr gut".

1957

Der Betrieb wird baulich erweitert: Büro und Wohnhaus werden ausgebaut. Es ist auch das Jahr, in dem die Firma eine Heizung erhält – ein wichtiger Komfort für die Mitarbeitenden.

1961 - 1962

Karlheinz Sondermann legt die Meisterprüfung als Steinmetz- und Steinbildhauermeister ab (1961). 1962 wird er ohne eigenes Kapital Teilhaber im Betrieb, aber mit der festen Absicht, ihn weiterzuführen und auszubauen.

1960er Jahre

Maschinelle Neuerungen ziehen ein:
- eine moderne Steinsäge
- eine Wandarmschleifmaschine<
- Pressluftanlage und Schleifautomat<

Die Arbeit wird – wo sinnvoll – zwischen maschineller Fertigung und feiner Handarbeit unterschieden. Die Firma hält daran fest, dass Werkzeuge wirken, aber das Handwerk nicht von Maschinen diktiert wird.

Die Ehefrau von Karlheinz, Helga Sondermann, steigt als Buchhalterin in den Betrieb ein. Kinder (Dörte und Arnd) werden in den Jahren 1964 und 1966 geboren.
Zudem erwirbt der Betrieb ein zusätzliches Grundstück (800 m²) hinter dem bisherigen Areal und erweitert – u. a. mit separaten Atelier-Räumen – die betrieblichen Kapazitäten.

1967 / 1970er Jahre

Karlheinz Sondermann engagiert sich im Ehrenamt:
- 1967 wird er Obermeister der Innung
- 1970 wird er Landesinnungsmeister

Er initiiert Reformen in der Ausbildung (Bezirksfachklassen in NRW) und hilft beim Aufbau einer überbetrieblichen Ausbildungsstätte, die 1972 ihren Betrieb aufnimmt. Später (1980) wird eine Tages-Meisterschule angeschlossen.

ab 1983

Luise Wirtz stirbt kurz vor ihrem 80. Geburtstag.

Ihr Sohn Arnd Sondermann wählt den Weg als Steinmetz und versucht sich an der Restaurierung:
- Er beginnt 1983 seine Lehre am Kölner Dom,
- wird später Kammersieger, Länder- und Bundessieger,
- vertritt das Steinmetzhandwerk 1988 bei der Berufsolympiade in Sydney.

Später absolviert Arnd auch die Meisterprüfung sowie eine staatliche Restauratorenprüfung.

1994

Arnd Sondermann wird Mitinhaber und übernimmt die Rolle des Betriebsleiters.

2025

100 Jahre Firmen- und Familiengeschichte sind erzählt und niedergeschrieben worden, wobei auch ein Stück Duisburger Steinmetzgeschichte erwähnt worden ist, die von der Firma mitgeprägt wurde. Fast überall, ob am Rathaus, an Kirchen, Schloss Heltorf, Hochfelder Eisenbahnbrücke, Myriameter-Steine am Rheinverlauf, freischaffende Arbeiten wie Brunnen am Meidericher Bahnhof, Plastiken für das Niederrheinische Diakonissen-Mutterhaus, Baum des Handwerks vor der Kreishandwerkerschaft, Brunnenanlage vor der NWG und auch das Grabmalschaffen auf Bundes- und Landesgartenschauen muss mit eingebunden werden. Aber auch die Ausstellungen von Arnd Sondermann mit dem Schmuck-Designer Reißmann sind erwähnenswert.

Immer haben Menschen mitgearbeitet, die sich mit dem Betrieb identifiziert haben.